„Unser Glasfaser-Ausbau ist zum Vorzeigeprojekt geworden“
Breitband-Geschäftsführerin Simone Roth und Aufsichtsratsvorsitzender Winfried Ottmann blicken zufrieden auf das zweite Jahr des Glasfaser-Ausbaus im Main-Kinzig-Kreis
Der Glasfaser-Ausbau in den Kommunen des Main-Kinzig-Kreises läuft auf Hochtouren. Vor zwei Jahren startete die Breitband Main-Kinzig GmbH damit, Glasfaser-Kabel bis ins Gebäude zu verlegen. Das Tochterunternehmen des Kreises will bis 2026 bis zu 80.000 Haushalte mit kostenlosen Glasfaser-Anschlüssen versorgen. In diesem Interview sprechen Breitband-Geschäftsführerin Simone Roth und Aufsichtsratsvorsitzender Winfried Ottmann darüber, wie sie dieses Ziel erreichen wollen, und sie blicken auf die bereits umgesetzten Projekte zurück.
Vor zwei Jahren startete das Glasfaser-Projekt „Einmal GIGA BITte“. Wie lautet die Bilanz für 2023 und wie hat sich das zweite Jahr vom ersten unterschieden?
Roth: Das, was wir in diesem Jahr erreicht haben, ist wirklich fantastisch. Wir sind sehr glücklich darüber, dass die Bürgerinnen und Bürger die Begeisterung für unser Projekt teilen und dem Ganzen so offen gegenüberstehen. Das beweisen auch die Zahlen: Insgesamt sind seit Projektstart mehr als 25.000 Glasfaser-Bestellungen bei uns eingegangen. In diesem Jahr waren es also etwa 9000. Wahnsinn!
Ottmann: Mit den Bestellungen sind wir sehr zufrieden. Es lief aber nicht alles glatt in diesem Jahr. Manche Tiefbauunternehmen arbeiteten nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten. Das waren Herausforderungen, mit denen wir uns im ersten Jahr noch nicht so intensiv auseinandersetzen mussten.
Welche Lösungen wurden für die Probleme gefunden?
Roth: Wir mussten uns von einem Tiefbauunternehmen verabschieden, das mit unserem Konzept nicht klarkam. Unser Projekt wird mit Fördermitteln von Bund, Land und Kreis unterstützt. Dadurch müssen wir uns an Förderrichtlinien halten und alle Bauschritte dokumentieren. Das ist zeitaufwändig, muss aber gemacht werden. Und leider hat ein zweites Unternehmen Insolvenz angemeldet. Wir möchten die begonnenen Projekte nun mit einem anderen Unternehmen beenden und die Kommunen nicht im Regen stehen zu lassen.
Ottmann: Uns ist es wichtig, für die Bürgerinnen und Bürger ein nachhaltiges Netz zu bauen. Wir bauen qualitativ hochwertig. Dafür müssen die Tiefbauunternehmen sauber arbeiten.
Kann der Zeitplan dennoch eingehalten werden?
Roth: In diesem Jahr haben wir mit einigen Tiefbauern pro Woche 2500 bis 2800 Meter Kabel verlegt. Das ist eine tolle Leistung. Durch den Wegfall von zwei Unternehmen ist es aber eine große Herausforderung, die Baukapazität zu kompensieren und den Zeitplan einzuhalten. Lieber bauen wir ein Jahr länger – dafür aber mit guten Unternehmen, um sicher zu gehen, dass wir ein Netz bauen, das noch viele Jahrzehnte bestehen bleibt.
Ottmann: Das hängt von den Tiefbauunternehmen ab. Wir hoffen, dass sie im nächsten Jahr ihre Teams verstärken können. Und natürlich muss auch das Wetter mitspielen, damit wir gut vorankommen.
Wie wird das Projekt denn über die Grenzen des Main-Kinzig-Kreises hinaus wahrgenommen?
Ottmann: Unser Glasfaser-Ausbau ist zu einem echten Vorzeigeprojekt geworden. Uns erreichen wöchentlich Anrufe von Verantwortlichen aus ganz Deutschland, die wissen wollen, wie wir es schaffen, diese Zahlen zu erreichen und in dieser Geschwindigkeit voranzukommen.
Roth: Wir sind vielen Landkreisen einen großen Schritt voraus. Das kann man ganz klar so sagen. Ich war in diesem Jahr einige Male in Berlin, um von unserem Infrastrukturprojekt zu berichten.
Gibt es ein Update im Fall Kabelnetzgebiete? Arbeiten Sie an einer Lösung, damit künftig auch solche Menschen Glasfaser bis ins Haus erhalten, an deren Häusern gigabitfähige Leitungen nur vorbeigehen?
Roth: Selbst wenn ein gigabitfähiges Kabel nur am Haus vorbeiläuft, gilt dieses als versorgt. Das nennt man homes passed. Leider dürfen wir laut Förderrichtlinie in diesen Fällen nicht tätig werden. Das ist nach wie vor so. Die Breitband Main-Kinzig GmbH und der Kreis sind aber an Lösungen interessiert. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass wir hier etwas zum Wohle der Betroffenen bewegen können.
Ottmann: Wir geben nicht auf. Alle, die unterversorgt sind, sollen von uns einen gigabitfähigen Anschluss bekommen.
Und wie verhält es sich mit den Netzanbietern? Gibt es neben Vodafone noch weitere, die ihre Dienste über das neue Glasfaser-Netz anbieten wollen?
Roth: Ja, auf jeden Fall. Es gibt auch schon erste Verhandlungen. Unser Ziel ist in dieser Sache ganz klar: Wir wollen, dass möglichst schnell möglichst viele Betreiber ihre Dienste über das Netz anbieten können.
Ottmann: Wir bauen ein Netz für die Bürgerinnen und Bürger. Sie sollen selbst entscheiden können, wo sie ihren Vertrag abschließen. Wann das möglich sein wird, können wir noch nicht sagen.
Auf welchen Meilenstein sind Sie besonders stolz? Es gab ja in diesem Jahr einige zu feiern.
Ottmann: Wir haben in Windeseile alle Technikzentralen im Kreis aufstellen können. Das ist klasse. Noch bedeutender ist wohl, dass wir dort einspringen konnten, wo private Unternehmen sich zurückgezogen haben. Das ist in Wächterbach der Fall. Hier dürfen wir nun in Teilen aktiv werden. Wir haben in diesem Jahr außerdem Tausende von Menschen mit unseren Informationsveranstaltungen erreichen können. Und die Zahlen spiegeln uns wider, dass wir auf dem absolut richtigen Weg sind.
Roth: Dem kann ich nur zustimmen.
Wie lauten die Ziele für 2024?
Roth: Wir wollen weiter Gas geben. In den ersten Kommunen werden wir unseren Ausbau bald abschließen können. Und dann stehen die Inbetriebnahmen durch Vodafone an. Gerne kann es in dieser Geschwindigkeit weitergehen.
Ottmann: Unser großes Ziel ist es, im nächsten Jahr weitere Menschen für unser Projekt zu begeistern. Dieses würde natürlich ohne die gute Zusammenarbeit mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, aber auch den Bauämtern nicht so gut laufen. Wir sind dafür sehr dankbar und freuen uns schon auf ein weiteres Jahr voller Erfolge.