So ist der Stand der Dinge beim Glasfaser im Kreis

Holger Weber-Stoppacher vom Hanauer Anzeiger hat sich zum Gespräch mit unserer Geschäftsführerin Simone Roth sowie mit unserem Aufsichtsratsvorsitzenden Winfried Ottmann getroffen und einige interessante Fragen zum Glasfaserausbau im Main-Kinzig-Kreis gestellt.

Main-Kinzig-Kreis – Über mangelndes Interesse an schnellem Internet kann sich die Breitband Main-Kinzig GmbH nicht beklagen. „Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, an den Orten, wo wir mit dem Ausbau beginnen, mindestens eine Abdeckungsquote von 60 Prozent zu erreichen.“ Mittlerweile sei man fast überall bei 80 Prozent, freut sich Simone Roth, die Geschäftsführerin der Gesellschaft, die eine 100-prozentige Tochter des Main-Kinzig-Kreises ist. Bis 2026 sollen alle Haushalte im Main-Kinzig-Kreis mit schnellem Internet versorgt sein. Insgesamt geht es beim Projekt „Einmal GIGA BITte!“ um bis zu 50 000 Gebäude, die kostenlos angeschlossen werden sollen. Bisher haben laut Roth knapp 15 000 Hauseigentümer die sogenannte Grundstückseigentümererklärung (GEE) unterschrieben. Diese ist Voraussetzung für den Anschluss ans schnelle Internet. Land und Bund bezuschussen das Projekt mit insgesamt gut 180 Millionen Euro, die restlichen Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro steuert der Main-Kinzig-Kreis bei. Es ist nach Angaben des Kreisbeigeordneten Winfried Ottmann (CDU) das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte des Kreises.

Im Zusammenhang mit der Glasfaseroffensive gebe es jedoch immer noch viele Nachfragen und Missverständnisse, berichten Roth und Ottmann im Gespräch mit unserer Zeitung. In dem Frage- und Antwort-Artikel sollen einige Unklarheiten beseitigt werden:

Baut die Breitband GmbH das Glasfasernetz in allen Kommunen des Main-Kinzig-Kreises aus?

Nein. Die Breitband GmbH darf nur dort tätig werden, beziehungsweise ihr Glasfasernetz ausbauen, wo es keinen privaten Anbieter gibt. Das sind zumeist die ländlichen Gebiete im Main-Kinzig-Kreis, wo sich der Ausbau für die Privaten nicht lohnen würde. In den Kommunen Neuberg, Hammersbach, Ronneburg und Rodenbach befindet sich der private Anbieter Yplay in der Vorvermarktungsphase oder bereits im Ausbau. Auch im Westkreis können Bürger bereits das Kabelnetz von Vodafone nutzen. Hier kommt die Breitband GmbH nur in Einzelfällen zum Zuge.

Bietet die Breitband GmbH auch selbst Internet an.

Nein, die kreiseigene Tochter ist nur für die Infrastruktur zuständig. Durch eine Ausschreibung wurde für den Gigabit-Ausbau die Firma Vodafone als Partner ermittelt. Vodafone ist für die Dienste zuständig, also für Telefon, Internet und TV.

Gibt es mit Vodafone nur einen Anbieter?

Theoretisch ginge es auch über einen anderen Anbieter, da der Netzbetreiber gesetzlich dazu verpflichtet ist, das Netz ebenfalls für andere zu öffnen (Open Access). Inwiefern jedoch weitere Anbieter ein Interesse daran haben, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen, sagt Simone Roth. Wer die Vorteile des Glasfaseranschlusses jetzt nutzen wolle, müssen bei Vodafone einen Vertrag abschließen. Dies habe auch noch einen Vorteil, so Ottmann: Das sogenannte Installationspaket ist bei Vodafone in der Vorvermarktungsphase kostenlos. In dem Paket sind enthalten: die Verlegung des Glasfaser-Kabels vom vorhandenen Übergabepunkt im Haus (HÜP) bis zur Glasfaser-Anschlussdose sowie die Installation (ggfs. Wandmontage) der Glasfaser-Anschlussdose und des Glasfaser-Netzabschlussgeräts (ONT), das maximal 1,5 Meter von der Glasfaser-Anschlussdose entfernt sein darf.

Möglich sei aber auch einfach den alten Vertrag und den alten Anschluss weiter zu nutzen und somit das frisch verlegte Glasfaserkabel erst einmal links liegen zu lassen. Man bekomme den Glasfaseranschluss völlig unabhängig davon, ob die Dienste eines Internetanbieters jetzt oder irgendwann in der Zukunft in Anspruch genommen werden.

Wer trägt die Kosten für den Glasfaserausbau für die Privathaushalt im Main-Kinzig-Kreis?

Dort, wo die Breitband Main-Kinzig GmbH ausbauen darf, wird dies komplett von Bund, Land und Kreis finanziert. Für die Bürger ist dieser Ausbau kostenlos, wenn man davon absieht, dass der Ausbau von ihren Steuergeldern bezahlt wird. Um das zu ermöglichen, kann die Breitband GmbH auf Fördergelder von Bund und Land zurückgreifen, die etwa 90 Prozent der Kosten tragen. Die restlichen 10 Prozent übernimmt der Main-Kinzig-Kreis. Auch im Nachgang entstehen den Bürgern keine Folgekosten.

Was muss man tun, um einen Glasfaseranschluss zu bekommen?

Damit der Glasfaseranschluss hergestellt werden kann, benötigt die Breitband GmbH das Einverständnis des Hauseigentümers. Dazu muss dieser die sogenannte Grundstückseigentümererklärung (GEE) ausfüllen. Dies kann man online über die Website der Breitband GmbH machen (breitmand-mkk.de). Auf der Website erfahren die Bürger übrigens schon im ersten Schritt, ob bei ihnen das Glasfasernetz ausgebaut wird.

Braucht man bei einem Zwei-Familien-Haus zwei Glasfaseranschlüsse?

Nein. Wenn es dieselbe Adresse ist, wird nur ein Glasfaseranschluss benötigt. Allerdings sind zwei Internet-Verträge beim Partnerunternehmen Vodafone notwendig. Zumindest dann, wenn beide Haushalte die Vorteile von Glasfaser auch direkt nutzen möchten.

Wenn in einem Mehrfamilienhaus nur ein einziger Mieter Interesse bekundet: Müssen dann die anderen auch einen Vertrag abschließen, damit Glasfaser angeschlossen werden kann?

Nein, ein Auftrag reicht, damit in der Wohnung des Interessenten schnelles Internet eingerichtet werden kann. Allerdings muss der Grundstückseigentümer oder im Zweifel die Eigentümerversammlung die Grundstückseigentümererklärung (GEE) ausfüllen und damit den Glasfaseranschluss bis ins Haus bestellen. Ohne GEE ist kein Glasfaseranschluss möglich, und ohne Glasfaseranschluss kann kein Internet-Vertrag bei Vodafone abgeschlossen werden.

Wann erhalten die Bürger ihren Glasfaseranschluss?

Das Projekt ist angelegt bis Ende 2026 – bis dahin sollen all diejenigen Privathäuser im Main-Kinzig-Kreis an das Glasfasernetz angeschlossen werden, die die Breitband GmbH nach den Förderkriterien anschließen darf. Wann konkret wo ausgebaut wird, hängt zum einen von logistischen Faktoren ab, aber auch davon, wie viele Grundstückseigentümererklärungen in einem Ort bislang abgegeben wurden. Orte, in denen die Quote hoch ist, kommen tendenziell früher dran – schließlich sollen die Straßen nur einmal aufgerissen werden. Ein genauer Zeitpunkt für den Glasfaserausbau kann also erst zu einem späteren Zeitpunkt genannt werden. Es könne sogar ein paar Jahre dauern, bis der Anschluss realisiert werde, sagt Ottmann. Die Bürger werden darüber informiert, sobald der Ausbaubeginn feststeht: Sie bekommen rechtzeitig ein Schreiben, in welchem Zeitfenster der Bau geplant ist und dass das zuständige Tiefbauunternehmen sich zur Abstimmung melden wird, ergänzt Roth.

Was ist, wenn die Adresse in der Datenbank nicht hinterlegt ist?

In diesem Fall kann man ebenfalls unter „www.breitband-mkk.de/gee/ ‚Adresse nicht dabei“ die Adresse mit den Kontaktdaten an die Breitband GmbH senden. „Wir kümmern uns darum“, so Simone Roth.

Kann man den Internetanschluss auch nachträglich legen lassen?

Im Prinzip schon, dann kostet er aber Geld. Der Glasfaseranschluss kann jetzt nur deshalb kostenlos angeboten werden, weil Bund, Land und Kreis die Finanzierung vollständig übernehmen – allerdings nur im Rahmen des Förderprojektes. Das bedeutet: Die Techniker können nur ein einziges Mal kostenlos an einen Ort kommen, um Glasfaser zu verlegen. Ein späterer Anschluss sei technisch weiterhin möglich, könne allerdings nicht mehr gefördert werden. Die Kosten belaufen sich dabei nach Erfahrungen der Breitband GmbH auf etwa 2000 bis 4000 Euro, je nachdem, wie einfach sich der Glasfaseranschluss bis ins Haus (FTTH) errichten lässt.

Warum kostet auch der Anschluss in einem Neubaugebiet Geld?

Der Gebäudeanschluss in einem Neubaugebiet ist – genau wie der Anschluss von Strom, Gas und Wasser – nicht förderfähig und muss teilweise von den Eigentümern getragen werden. Teilweise deshalb, weil der Main-Kinzig-Kreis und die Kommunen in der Regel einen großen Teil der Kosten übernehmen, um Neubaugebiete einerseits an Strom, Gas und Wasser, andererseits aber auch an das Breitbandnetz anzuschließen. Deshalb sind die Gebäudeanschlusskosten für Bauherren in einem Neubaugebiet zwar nicht kostenlos, aber nach Angaben von Roth und Ottmann um ein Vielfaches günstiger, als es bei einer Bestandsimmobilie normalerweise – also ohne Förderung – der Fall ist.

Was ist zu tun, wenn es bisher nur ein Grundstück, aber noch kein Gebäude gibt?

Es dürfen nur Gebäude angeschlossen werden, die zum Zeitpunkt des Ausbaus bereits stehen. Dazu gehören auch schon Rohbauten. Grundsätzlich gehen die Leitungen aber auch an Baulücken in den Bebauungen vorbei. Dort werden bereits prophylaktisch Abzweige installiert. Es gelte jedoch das Prinzip des Neubaugebiets, der Anschluss muss dann später vom Eigentümer bezahlt werden, so Ottmann. Er empfiehlt, beim Neubau unbedingt ein Leerrohr bis zum Gehweg mit zu verlegen, damit dann später das Glasfaserkabel dort ganz unkompliziert durchgeführt werden könne.

Besteht die Gefahr einer Doppelzahlung, wenn Glasfaser angeschlossen wird, während der Vertrag beim alten Anbieter noch läuft?

Nein. Zunächst einmal ist der Gigabitanschluss losgelöst von einem Vertrag mit dem Breitband-Partner Vodafone zu betrachten. Der Bürger bekommt den Anschluss völlig unabhängig davon, ob er die Dienste von Vodafone jetzt oder irgendwann in der Zukunft in Anspruch nehmen will oder nicht. Wer sich dazu entschließe, die Vorteile des Glasfaserkabels zu nutzen, benötige einen Vertrag mit Vodafone. Die Empfehlung von Winfried Ottmann: „Beauftragen Sie bei Abschluss des Vertrags auch gleich den Anbieterwechsel mit Rufnummernmitnahme. Dann stimmt Vodafone den Anschalttermin individuell mit Ihnen ab und kümmert sich um die Kündigung bei Ihrem bisherigen Anbieter. Sie zahlen dann also nicht doppelt.“

Welche Arbeiten übernimmt die Breitband GmbH genau?

Die Breitband Main-Kinzig GmbH lässt den kompletten Hausanschluss bis in das Gebäude (FTTH) herstellen. Dazu wird ein Tiefbauunternehmen beauftragt. Die notwendigen Arbeiten werden in verschiedenen Arbeitsschritten erfolgen. Beim Bürger wir gebaut – mit allen möglichen Konsequenzen.

Der Ablauf ist folgendermaßen: Nach der Beauftragung meldet sich das zuständige Tiefbauunternehmen vor Beginn der Arbeiten beim Eigentümer und stimmt unter anderem die folgenden Dinge mit ihm ab: Hauseinführungspunkt, Trassenverlauf auf dem Grundstück, Setzen der Abschlussbox. Wenn das alles geklärt ist, geht es los. Die Rohre werden gelegt, die Einführung anschließend wieder gas- und wasserdicht verschlossen. Danach kann die Glasfaser vom Verteiler in der Nähe des Gebäudes an der Straße bis in ins Gebäude eingeblasen und in der Box montiert werden. Ist das erledigt, dann ist der Glasfaseranschluss hergestellt. Das Tiefbauunternehmen verschließt nun sämtliche Oberflächen auf dem Grundstück und bittet um Abnahme.